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Erniedrigung, Folter und Psychospielchen - Die 10. Klassen der HBS besuchten die Stasi-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen

29.06.2017

Können sie sich vorstellen, wie es sich anfühlen muss, wenn man nur aufgrund einer anderen politischen Meinung erniedrigt und gefoltert wird? Wie würden Sie mit der Tatsache umgehen, ohne einen wirklichen Grund aus ihrem eigenen Leben herausgerissen zu werden? Die Antwort ist folgende: Sie können es nie mit absoluter Sicherheit wissen, es sei denn, sie haben es am eigenen Leib erlebt. Trotzdem gibt es Möglichkeiten einen Einblick in die Erfahrungen von Menschen zu bekommen, die diese Dinge leider durchleben mussten. Im Rahmen der Bildungsfahrt des 10. Jahrgangs der Hans-Brüggemann-Schule in Berlin wurde den Schülern durch die Zuwendung des Fördervereins der HBS eine dieser Möglichkeiten gegeben. Die Schüler besuchten in Begleitung der Lehrer die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, welche aus den Räumlichkeiten der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der Stasi zwischen den Jahren 1951 bis 1989 besteht. Die Gedenkstätte hat es sich zum Ziel gesetzt, mit Filmen sowie Führungen in Begleitung von Zeitzeugen (also ehemaligen Gefangenen) die Geschichte der Haftanstalt aufzuarbeiten und Diskussionen anzuregen.
Nachdem die verschiedenen 10. Klassen das Gelände der ehemaligen Haftanstalt betreten hatten, wurden sie getrennt und in unterschiedliche Räume gebracht. In diesen Räumen wurde den Schülern anschließend ein Film gezeigt, welcher die historischen Hintergründe erläuterte. Durch den Film erhielten die Schüler interessantes Hintergrundwissen, doch anschließend ging es zum wirklich spannenden Teil, nämlich der Führung mit einem Zeitzeugen. Während die Schüler und Lehrer in Begleitung des Zeitzeugens die verschiedensten Räumlichkeiten erkundeten, erläuterte dieser die Informationen des Films etwas ausführlicher und gab noch weiteres Zusatzwissen preis. Unter anderem erkundeten die Schüler winzige Gefängniszellen; schockierende Gummizellen und auch Verhörräume gehörten zu der Führung. Es waren aber nicht die Fakten oder aber die Räumlichkeiten, die den Schülern einen Eindruck des Leides gaben, sondern die persönliche Geschichte, die der Zeitzeuge erzählte. Er erzählte von seinem gescheiterten Versuch die DDR zu verlassen, von der Ankunft in Hohenschönhausen und natürlich von seinem jahrelangen Aufenthalt sowie von den verschiedensten Foltermethoden und Psychospielchen, die er oder aber andere erleiden mussten. Dazu gehörten unter anderem Isolation sowie Dunkelhaft, welche viele Insassen in den Wahnsinn trieb.  Auch erzählte er voller Stolz, dass er sich trotz dieser Methoden niemals habe „brechen“ lassen und an seiner Meinung festgehalten habe. Bei seinem Vortrag verzichtete er nicht auf Details und präsentierte alles sehr emotional, was bei den Schülern für Schockierung und Mitleid sorgte. Am Ende des Rundganges verabschiedete der Zeitzeuge sich mit einem Zitat von Albert Einstein:
„Die Definition von Wahnsinn ist es, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten!“ Mit diesem Zitat verdeutlichte er noch einmal, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen und so dieselben oder ähnliche Fehler in der Zukunft zu vermeiden.
Zusammengefasst war der Besuch in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ein interessanter, teilweise schockierender und besonders lehrreicher Besuch, welcher einen bleibenden Eindruck bei jedem einzelnen hinterlassen hat. Deshalb bedankt sich der 10. Jahrgang der HBS an dieser Stelle auch nochmal ganz herzlich beim Förderverein, welcher dies überhaupt erst möglich gemacht hat.

(Ole Rübesamen)

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