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Jetzt geht’s auf die Anklagebank!

28.05.2017

Jetzt geht’s auf die Anklagebank!

Im Rahmen der Unterrichtseinheit  „Recht als Mittel friedlichen Zusammenlebens“ besuchte der Philosophiekurs von Herrn Schreiber am 9.3.2017 eine echte Gerichtsverhandlung im Amtsgericht Kiel. Das Ziel dieses Besuches war es, den Schülern und Schülerinnen den Ablauf eines Gerichtsverfahrens näherzubringen. Zuvor hatten sich die Schüler im Unterricht mit dem Ablauf sowie den teilnehmenden Personen eines Gerichtsverfahrens befasst. Zusätzlich wurde sich zur ethischen Fragestellung „Was soll ich tun“ (Kant) mit den Themen Gerechtigkeit, Sinn und Zweck von Strafe und Recht aus philosophischer Perspektive auseinandergesetzt. Diese führte zu angeregten Diskussionen und führte den Kurs nicht selten in moralische Dilemmata.  Doch wie lief der Tag im Detail ab?
Die Schülerinnen und Schüler trafen sich um 10 Uhr vor dem Amtsgericht in Kiel und mussten zuerst eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen durchlaufen. Nachdem diese ohne Zwischenfälle geschafft war, hieß es erst einmal warten. Die Stimmung der Jugendlichen war angespannt, da niemand genau wusste, was auf sie zukommen würde. Auch Herr Schreiber war die Anspannung anzusehen, da es für ihn das erste Mal war, dass er solch eine Aktion mit einer Schulklasse durchführte. Als es dann um 11.30 Uhr endlich losging, nahmen die Schüler und Schülerinnen Platz und wurden von der Richterin darauf hingewiesen, während der gesamten Verhandlung leise zu sein. Die Schüler und Schülerinnen folgten den Anweisungen und holten ihren Arbeitsauftrag heraus. Die Aufgabe lautete, das Geschehen anhand von vorgegebenen Leitfragen zu beobachten. Unter anderem ging es um folgende Beobachtungsaufträge:

Welche Personen sind anwesend?
Welche Fragen werden den Zeugen gestellt?
Wie verhalten sich die Angeklagten?
Welche Argumente tragen die Staatsanwältin bzw. die Verteidiger vor?
      und natürlich
Wie fällt letztendlich das Urteil aus?

Die Verhandlung lief nach den Strukturen, welche die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler im Unterricht kennengelernt hatten, ab und die Schülerrinnen und Schüler beobachteten aufmerksam und schrieben fleißig mit. Im Fall, welcher verhandelt wurde ging, es um Köperverletzung, Nötigung sowie Hausfriedensbruch. Als zwei Justizbeamte einen der Angeklagten in Handschellen in den Raum führten, wurde allen Zuschauern der Ernst der Lage klar und man konnte die Anspannung förmlich spüren. Es wurden drei Zeugen vernommen, welche zu ihrer Person, dem Tathergang sowie ihren eigenen Eindrücken befragt wurden. Hierbei kam es zu vielen Unstimmigkeiten zwischen den Aussagen der Zeugen, welche sich selbst mehrmals widersprachen. Aufgrund der ständigen Unstimmigkeiten stieg die Spannung an, da jeder wissen wollte, was denn nun wirklich passiert war. Diese Unstimmigkeiten spielten der Verteidigung, die mit gezielten Fragen die Zeugen unter Druck setzte, sehr in die Karten. Nach etwa eineinhalb Stunden wurde die Verhandlung unterbrochen und die Richterin, die Verteidiger sowie die Staatsanwältin zogen sich zurück, um sich zu besprechen. Nach wenigen Minuten kamen sie wieder zurück und verkündeten, dass das Verfahren eingestellt wird. Die Richterin konnte sich kein klares Bild des Tathergangs  bilden, sodass sie im Zweifel für die Angeklagten entscheiden musste.
Nach der Urteilsverkündung verließen alle den Saal, um anschließend aufgekommene Fragen zu klären und sich über die Verhandlung des Verfahrens auszutauschen. Nachdem man noch kurze Zeit in der Kantine des Amtsgerichts verbracht hatte, verabschiedeten sich die Schülerinnen und Schüler  voneinander und machten sich auf den Weg nach Hause. Damit endete ein aufregender, interessanter und lehrreicher Tag für die Schülerinnen und Schüler, den sie so schnell wohl nicht mehr vergessen würden.
Und jeder hoffte wohl, dass er beim nächsten Besuch im Amtsgericht nicht selbst auf der Anklagebank Platz nehmen muss.
 

(Ole Rübesamen)

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