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Zwangsarbeit in Bordesholm und Umgebung während des Nationalsozialismus

20.06.2024

Hans-Brüggemann-Schule in Bordesholm, 10.6.2024:
Zwei Klassen des neunten Jahrgangs der Hans-Brüggemann-Schule in Bordesholm luden den Historiker und ehemaligen Lehrer Uwe Fentsahm am 28.03.2024 zu einem Interview ein.
*Jede Schülerin, jeder Schüler des Landes Schleswig-Holsteins sollte bis zum Bildungsabschluss einen Überblick über historisch, geschichtliche Ereignisse erhalten. Das Thema „Deutschland 1918 - 1945: Zwischen Demokratie und Diktatur, internationaler Verständigung und Verbrechen“ ist fester Bestandteil der Fachanforderungen für das Fach Geschichte im neunten bzw. zehnten Schuljahr der Gemeinschaftsschulen und Gymnasien des Landes Schleswig-Holstein und aktueller den je. Der Themenkomplex beinhaltet auch einen Besuch einer KZ-Gedenkstätte.
Viele Schüler*innen zeigten sich interessiert, aber auch sehr betroffen von der Thematik, aber auch von dem Besuch der Gedenkstätte. Es blieben einige offene Fragen: Was war eigentlich hier in Bordesholm und Umgebung los? Gab es auch Zwangsarbeitslager oder Konzentrationslager; Gibt es Gedenkstätten in näherer Umgebung? Wie ging es wohl den Menschen, die hier untergebracht wurden?
„Man sollte etwas über die Geschichte in der Umgebung, in der man lebt, wissen. Der Teil gehört zu meiner Geschichte dazu“, Helen, Klasse 9a.
Die Schüler*innen der Klasse 9a und 9d forschten über einige Wochen und tauchten in die Vergangenheit der Dörfer, in denen sie wohnen (Bordesholm und Umgebung) ein.
„In der Vergangenheit sind schlimme Sachen passiert. Viele Menschen sind gestorben oder wurden schlecht behandelt. Es ist wichtig, dass man daran denkt und auch darüber aufklärt, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Aber es geht nicht nur um „Opfer und Täter“, sondern auch um das „normale Leben“ an das wir denken müssen, um das alles verstehen zu können“, Franziska, 9d.
„In dem Dorf, in dem ich seit meiner Geburt lebe, gab es Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die auf den Höfen gearbeitet haben. Einige der Nachfahren kenne ich namentlich. So fühle ich mich emotional mit ihnen verbunden“, Alina, Klasse 9a
Viele der Schülerinnen und Schüler kennen die Nachfolgegeneration auf den Höfen, erkennen Namen wieder und entdecken sogar eigene Vorfahren in den Listen wieder.
„Es hat etwas mit meiner Verwandtschaft zu tun und betrifft mich direkt. Ich habe vieles gelesen und erfahren, was ich vorher gar nicht wusste“, Katrine, 9a.
„Mit der intensiven Beschäftigung von Zwangsarbeit in und um Bordesholm können wir den Opfern Namen geben“, Helene, Klasse 9a .
Einige der offenen Fragen blieben jedoch. Da im Zusammenhang mit Zwangsarbeit in Schleswig-Holstein ein Name immer wieder auftauchte ergab es sich kurzerhand, dass Uwe Fentsahm, Historiker und ehemaliger Lehrer - ein Experte auf diesem Gebiet, am 28.03.2024 an die Hans-Brüggemann-Schule eingeladen wurde. Die Schülerinnen und Schüler führten ein zweistündiges Interview und Uwe Fentsahm berichtete anhand von visuellen Quellen von seinen Forschungsergebnissen, seinen Reisen in die Länder der ehemaligen Zwangsarbeiter und seinen positiven, aber auch negativen Erfahrungen in Bezug auf das Erinnern heute.
„Durch das Interview und die Beschäftigung mit der Zwangsarbeit hier in Bordesholm und der Umgebung kann ich besser sehen, was es für eine schlimme Tat war“, Alina, 9d.
Beide Klassen waren sich einig, dass das was früher, aber auch heute noch mit Menschen gemacht wird und passieren kann, erschreckend ist und möchten erinnern.
„Besonders heute zeigt es mir, in welche Richtung es gehen kann, wenn zu viel Macht im Spiel ist“, Lennard W., Klasse 9a.

Projekte, Ausstellungen, Präsenz und öffentlich zugängliche Informationen auf der Website der Stadt - Die Ideen der Schülerinnen und Schüler gehen in vielerlei Richtungen und wollen ausarbeitet werden. Auch Uwe Fentsahm, der sich schon vielerorts für ein Erinnern und Gedenken eingesetzt hat, unterstützt diese Gedanken und regt an weitere Erinnerungsorte für z.B. die verstorbenen Kinder der ZwangsarbeiterInnen gemeinsam mit der Schule zu errichten.
Levke und Leonie der 9d sind sich einig und bringen es auf den Punkt: „Nie wieder ist jetzt!“
Der Artikel ist in Zusammenarbeit der Geschichtslehrkräfte Imke Freymuth und Marie Mausolf sowie einigen Schülerinnen entstanden und stellt eine erste Möglichkeit des Erinnerns dar.

Uwe Fentsahm zeigt eine Kamera, die einem Zwangsarbeiter aus Bordesholm gehörte und ihm von diesem geschenkt wurde.

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